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Viele Elektrofahrzeuge fahren heute schon günstiger als Verbrenner
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Aktuelle Kaufprämien machen E-Autos erschwinglich
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Reale Energiekosten sind Grundlage der Berechnung
Diesel oder Benziner? Diese ideologische Frage teilte jahrelang die Stammtische in zwei Lager. Doch inzwischen ist alles etwas komplizierter, denn jetzt reden auch noch die Fans der Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride mit: Lokal emissionsfrei, leise, toller Abzug – doch rechnen sie sich auch?
E-Autos fahren oft überraschend günstig
Immer öfter sogar. Zu sinkenden Grundpreisen kommt die bis Ende 2025 erhöhte Kaufprämie für Elektroautos hinzu. Je nach Modell gibt es bis zu 9000 Euro teils vom Staat und teils vom Hersteller geschenkt. Zudem haben E-Autos deutlich niedrigere Wartungs- und Energiekosten. Die Spezialisten des ADAC haben nachgerechnet, ob es sich aktuell – neben dem ökologischen Aspekt – auch wirtschaftlich lohnt, auf ein Elektroauto oder einen Plug-in-Hybrid umzusteigen.
Rechnet man alle Kosten eines Autos zusammen, vom Kaufpreis über sämtliche Betriebs- und Wartungsaufwände bis zum Wertverlust, schneiden Elektroautos immer häufiger besser ab als Verbrenner. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Vollkosten-Berechnung von nahezu allen auf dem deutschen Markt aktuell erhältlichen Elektroautos sowie Plug-in-Hybriden mit Benzinern oder Dieseln mit vergleichbarer Motorleistung und ähnlicher Ausstattung. Der aktuelle Umweltbonus von bis zu 9000 Euro für reine Elektrofahrzeuge und bis zu 6750 Euro für extern aufladbare Plug-in-Hybride ist in allen Berechnungen berücksichtigt.
Doch auch für einen Verbrenner zahlt man nur selten den Listenpreis, der für obige Berechnungen zugrunde liegt. Wer gut im Verhandeln ist, kann oft noch Rabatte herausschlagen. Daher haben wir noch einmal kalkuliert: Dreht sich das Blatt zugunsten der Verbrenner, wenn man bei ihnen einen Nachlass von 15 Prozent veranschlagt?
Bei manchen Modellen ist das in der Tat so, aber nicht bei allen, wie die zweite Aufstellung unten zeigt. Der Hyundai Kona mit Verbrenner etwa fährt mit angenommenem 15-Prozent-Rabatt meist günstiger als der elektrische Kona. Ohne einkalkulierten Verbrenner-Rabatt ist es genau umgekehrt.
Anders verhält es sich beim Mini. Der Elektro-Mini (Mini SE) schlägt sein Verbrenner-Pendant kostenmäßig in jedem Fall – auch wenn der mit 15 Prozent Rabatt verkauft wird. Daher sollte man sich das Wunschmodell mit seinen verschiedenen Antriebsvarianten sehr genau ansehen und vor allem auch die jährliche Kilometerfahrleistung berücksichtigen. Die Aufstellung des ADAC hilft dabei:
Alle Kostenfaktoren sind wichtig
In die Kostenberechnung des ADAC fließen sämtliche Aufwendungen ein, die beim Autofahren anfallen. Dazu gehören Versicherung, Kfz-Steuer, Ausgaben für Wartung und Reparaturen, Reifenverschleiß, Kraftstoff/Stromkosten und eine Pauschale für die Wagenwäsche/Wagenpflege. Den Löwenanteil aber macht der Wertverlust aus, also die Summe, die für die Anschaffung ausgegeben wurde, abzüglich eines durchschnittlichen Restwertes des Fahrzeugs.
Grundlage aller Berechnungen ist eine durchschnittliche Haltedauer von 5 Jahren mit einer Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern.
Ausgewählte Elektroautos im Kostenvergleich
BMW: i3 mit Kostenvorteil, beim 3er Plug-in kommt es drauf an
Modell |
Kraftstoff |
Grundpreis € |
Cent pro km |
---|---|---|---|
i3 (125 kW) |
Strom |
39.000 |
50,1 |
118i (100 kW) |
SuperPlus |
36.200 |
58,7 / 51,2* |
118d (110 kW) |
Diesel |
40.500 |
63,4 / 55,0* |
320e (150 kW) |
SuperP./Strom |
47.450 |
65,0 |
320i (135 kW) |
SuperPlus |
42.150 |
73,6 / 63,9* |
320d (140 kW) |
Diesel |
44.750 |
76,1 / 65,8* |
Hyundai: Ioniq 5 günstiger als Santa Fe
Modell |
Kraftstoff |
Grundpreis € |
Cent pro km |
---|---|---|---|
Ioniq 5 2WD (72,6 kWh, 160 kW) |
Strom |
45.100 |
57,7 |
Santa Fe 1.6 T-GDI Hybrid 2WD (169 kW) Autom. |
Super |
49.450 |
77,8 / 67,4* |
Santa Fe 2.2 CRDi 2WD DCT (148 kW) |
Diesel |
47.450 |
77,5 / 67,5* |
Jaguar: i-Pace lohnt nicht immer im Vergleich zum F-Pace
Modell |
Kraftstoff |
Grundpreis € |
Cent pro km |
---|---|---|---|
i-Pace EV 400 S (294 kW) |
Strom |
77.300 |
100,4 |
F-Pace P 400 S (294 kW) |
Super |
74.750 |
114,1 / 98,2* |
F-Pace D 300 S (221 kW) |
Diesel |
69.800 |
109,6 / 94,7* |
Kia: e-Niro teurer als (Plug-in-)Hybrid
Modell |
Kraftstoff |
Grundpreis € |
Cent pro km |
---|---|---|---|
e-Niro Vision (39,2 kWh/100 kW) |
Strom |
38.290 |
51,4 |
Niro 1.6 Plug-in-Hybrid Edition 7 (104 kW) |
Super/Strom |
34.190 |
45,9 |
Niro 1.6 Hybrid Edition 7 (104 kW) |
Super |
27.490 |
47,8 / 42,1* |
Mercedes: B 250e und EQA – elektrisch fährt man besser
Modell |
Kraftstoff |
Grundpreis € |
Cent pro km |
---|---|---|---|
B 250 e (160 kW) |
Super/Strom |
39.347 |
60,6 |
B 250 (165 kW) |
Super |
40.621 |
72,8 / 63,7* |
B 220 d (140 kW) |
Diesel |
40.954 |
71,0 / 61,8* |
EQA 250 Progressive (140 kW) |
Strom |
47.541 |
60,9 |
GLA 250 Progressive (165 kW) |
Super |
44.953 |
75,6 / 65,7* |
GLA 220 d Progressive (140 kW) |
Diesel |
44.697 |
72,1 / 62,2* |
Nissan: Leaf schlägt Qashqai nur ohne Verbrenner-Rabatt
Modell |
Kraftstoff |
Grundpreis € |
Cent pro km |
---|---|---|---|
Leaf (40 kWh/110 kW) |
Strom |
37.050 |
51,9 |
Qashqai 1.3 DIG-T Tekna (103 kW) |
Super |
36.840 |
58,2 / 50,7* |
Opel: Mokka Verbrenner mit Rabatt günstiger als Elektro
Modell |
Kraftstoff |
Grundpreis € |
Cent pro km |
---|---|---|---|
Mokka-e Edition (100 kW) |
Strom |
34.110 |
45,0 |
Mokka 1.2 DI Turbo Edition Automatik (96 kW) |
Super |
25.355 |
49,8 / 44,4* |
Mokka 1.5 Diesel Edition (81 kW) |
Diesel |
24.185 |
47,0 / 41,8* |
Renault: Zoe mit großer Batterie am teuersten
Modell |
Kraftstoff |
Grundpreis € |
Cent pro km |
---|---|---|---|
Zoe R110 Z.E. 40 (80 kW) inkl. Batterie |
Strom |
29.990 |
40,4 |
Zoe R110 Z.E. 50 (80 kW) inkl. Batterie |
Strom |
32.890 |
45,4 |
Clio TCe 90 Zen X-tronic (67 kW) |
Super |
19.100 |
41,7 / 37,6* |
Clio Blu dCi 100 Intens (74 kW) |
Diesel |
21.750 |
44,4 / 39,8* |
VW: ID.3 schlägt Golf
Modell |
Kraftstoff |
Grundpreis in € |
Cent pro km |
---|---|---|---|
ID.3 Pro (58 kWh/107 kW) |
Strom |
35.460 |
44,4 |
Golf 1.5 eTSI Life DSG (110 kW) |
Super |
31.480 |
53,4 / 46,6* |
Golf 2.0 TDI Life DSG (110 kW) |
Diesel |
34.150 |
57,0 / 49,7* |
So lesen Sie die Kostentabelle
Beispiel VW ID.3/Golf. Den ausgewählten ID.3 für rund 35.500 Euro kann man nicht mit dem günstigsten Basismodell des VW Golf (66 kW) mit Schaltgetriebe für 20.700 Euro vergleichen. Denn in Relation bietet der ID.3 mit seinem drehmomentstarken elektrischen 107-kW-Antrieb eine deutlich bessere Motorleistung und eine stufenlose “Automatik”. Zum Vergleich hat der ADAC deshalb den 110 kW starken 1.5 eTSI Golf mit DSG (31.480 Euro) herangezogen. Zieht man nun noch die aktuelle Elektro-Umweltprämie vom Kaufpreis des Stromers ab, dann ist der ID.3 rund 5000 Euro günstiger in der Anschaffung – mit Folgen für den Wertverlust, der dann entsprechend geringer ausfällt.
Besonders spannend ist diese Berechnung, weil sich über die Jahre die vergleichsweise geringen Wartungs- und Betriebskosten von Elektroautos in der Gesamtbilanz bemerkbar machen – ganz analog zu den Kraftstoffkostenvorteilen des Diesels gegenüber dem Benziner. Ergebnis im Falle des VW ID.3/Golf: Die e-Version kommt bei der Gesamtrechnung auf 44,4 Cent pro Kilometer, der vergleichbar ausgestattete Benziner auf 53,4 Cent. Selbst wenn man einen Preisnachlass von 15 Prozent auf den Golf mit Benziner einrechnet, kommt der elektrische ID.3 am Ende günstiger weg.
Wichtig zu wissen
Da der ADAC nicht alle Modelle im realitätsnahen ADAC EcoTest testen konnte, wurden für alle Modelle des Kostenvergleichs die NEFZ-Angaben (Neuer Europäischer Fahrzyklus) oder auch schon der neue WLTP-Standard (Worldwide harmonized light-duty test Parocedure) der Hersteller herangezogen. Doch vor allem das (alte) NEFZ-Verfahren sorgt besonders bei den Plug-in-Hybriden aufgrund des Messverfahrens zu extrem niedrigen, in der Praxis üblicherweise nicht zu erreichenden Angaben für den Kraftstoff- bzw. Stromverbrauch. Ob ein Plug-in-Hybrid wirklich von Vorteil ist und welche Verbräuche sich in der Praxis ergeben, hängt stark vom Nutzungsprofil ab – weit mehr als bei den klassischen Antriebskonzepten.
Fazit
Fahrzeuge mit elektrifiziertem Antrieb werden kostengünstiger. Dazu tragen sinkende Kaufpreise, höhere Stückzahlen sowie auch die bis Ende 2025 verlängerte Umweltprämie bei. Hinzu kommt ein immer breiteres Angebot an Elektro- sowie Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen. Durch verbesserte Batterietechnik sind bereits reale Reichweiten von deutlich mehr als 300 Kilometern möglich.
Damit jedoch die Kostenbilanz bei rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen auch ohne Subventionen noch besser ausfällt, müssen die Kaufpreise weiter sinken und dürfen nur geringfügig über denen eines vergleichbaren konventionellen Modells liegen.