Die Gigafabriken könnten laut den Planungen bis 2030 Batteriezellen mit einem Gesamtenergiegehalt von 240 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr herstellen. Die für Salzgitter bereits vorgesehene Kapazität wird dabei deutlich erweitert. Die Produktion von Premium-Zellen werde zusammen mit dem Partner Northvolt in der schwedischen Gigafabrik “Ett” in Skellefteå konzentriert. Die nun von Volkswagen betriebene Gigafabrik in Salzgitter werde ab 2025 eine Batteriezelle für das Volumensegment produzieren und Innovationen in Prozess, Design und Chemie entwickeln. Als weitere Standorte sind Spanien, Portugal oder Frankreich sowie Polen, die Slowakei und Tschechien im Gespräch. Northvolt erklärte, man habe von Volkswagen einen Auftrag in Höhe von 14 Milliarden Dollar über eine Laufzeit von zehn Jahren erhalten.

Der Auf- und Ausbau eigener Produktionskapazitäten bei Bauteilen für Elektromodelle ist in der Autobranche ein wesentliches Thema. Um die verschärften Klimaziele einhalten zu können, müssen die Hersteller mehr Fahrzeuge mit alternativen Antrieben in die jeweilige Flotte bringen. Gleichzeitig gibt es Engpässe bei den nötigen Batteriezellen und eine erhebliche Abhängigkeit von Zulieferern vor allem aus Asien.

VW führt ab 2023 einheitlichen Zelltyp ein

Analysten sehen den Konzern daher auf dem Weg, den von Diess als Ziel ausgegebenen Börsenwert von 200 Milliarden Euro mittelfristig zu erreichen. “Es zeichnet sich jetzt eine Strategie ab, die das möglich erscheinen lässt”, sagte Marc-René Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg. Die nötigen Investitionen könne Volkswagen stemmen. Mit Partnern und den entsprechenden Volumina sei das zu schaffen. Sein Kollege Arndt Ellinghorst von Bernstein Research lobte, mit der Batteriestrategie habe Diess das fehlende Glied in seinen Elektroplänen geliefert. Er habe noch die Frage nicht beantwortet, wer das bezahlen solle. “Batterien zu produzieren klingt toll.” Keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zu bauen, sei aber schmerzhaft. Antworten erhofft sich der Autoanalyst von der Bilanz-Pressekonferenz am Dienstag.

Die von VW angekündigten Investitionen gelten auch als Antwort auf die Pläne des US-Rivalen Tesla. Dessen Chef Elon Musk hatte erklärt, dass sein neues E-Auto-Werk bei Berlin die weltgrößte Batteriefabrik werden solle. Volkswagen führt ab 2023 nun auch einen einheitlichen, eigenen Zelltyp ein. Das soll helfen, die Vielfalt der verwendeten Einzelvarianten zu verringern. Die Batteriekosten könnten dann auch für Einsteigermodelle “schrittweise um bis zu 50 Prozent” sinken.

Durch seine schiere Größe und Finanzkraft hat Volkswagen einen Vorteil gegenüber Konkurrenten wie BMW und Daimler, die den Bau eigener Batteriezellfabriken bisher scheuen und sich lieber auf asiatische Zulieferer verlassen. Mit der Geschwindigkeit beim Ausbau wollen die Wolfsburger möglichst rasch technologisch auf Augenhöhe mit Tesla kommen und die US-Amerikaner bei den Stückzahlen der verkauften Batterieautos weltweit überholen. Experten gehen davon aus, dass dies ab 2022 möglich ist.

Außerdem will VW mit Energie- und Mineralölkonzernen das öffentliche Ladenetz für Elektroautos in Europa vergrößern. Bis 2025 sollen gut 18.000 Schnellladepunkte auf dem Kontinent betrieben werden. Im Herbst hatten die Wolfsburger ihre allgemeine Planung für die nächsten fünf Jahre vorgestellt. Ein Kernpunkt sind 35 Milliarden Euro nur für E-Mobilität – zusammen mit Ausgaben für Vernetzung und Digitalisierung ist eine Summe von 73 Milliarden Euro veranschlagt.

Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2021-03/volkswagen-abhaengigkeit-batteriehersteller-autokonzern-zulieferer